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Laos setzt auf Bitcoin-Mining mit überschüssiger Energie

source-logo  blocktrainer.de 19 September 2025 07:00, UTC
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Das südostasiatische Land Laos baut seit Jahrzehnten zahlreiche Wasserkraftwerke, um als „Batterie Südostasiens“ Energie in die Nachbarländer zu exportieren. Dafür hat die Demokratische Volksrepublik Kredite aufgenommen und sich stark verschuldet. Doch fehlende Übertragungsleitungen schränken den Export ein und führen zu ungenutzten Stromressourcen. Diesen Überschuss möchte das Land nun unter anderem durch das Bitcoin-Mining zu Geld machen, um somit die Tilgung der Schulden weiter gewährleisten zu können.

Demokratische Volksrepublik Laos

Laos in Südostasien

Laos hat rund 7,5 Millionen Einwohner und ist der einzige Binnenstaat in Südostasien. Es wird vom Mekong-Fluss durchzogen und grenzt an China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar.

Politisch ist Laos eine autoritär regierte Demokratische Volksrepublik – ein Einparteienstaat, der von der marxistisch-leninistischen Laotischen Revolutionären Volkspartei angeführt wird. Das Land gehörte lang zu den ärmsten in der Region, ist strukturell schwach und leidet unter Korruption, geringer Industrialisierung, Fachkräftemangel und einem fragilen Finanzsystem.

Seit den Wirtschaftsreformen im Jahr 1986 verfolgt Laos einen Kurs der sozialistischen Marktwirtschaft. Diese ist nicht vollständig zentral gesteuert, sondern erlaubt auch marktwirtschaftliche Elemente und private Wirtschaftstätigkeit – ähnlich wie in Vietnam, jedoch mit weitaus schwächerer Wirtschaftsleistung.

In der Textilproduktion und Holzverarbeitung dominieren vorwiegend Kleinbetriebe. Größere Unternehmen sind meist reine Staatsbetriebe oder werden von staatlichen Institutionen kontrolliert. Der wichtigste Industriezweig ist die Stromerzeugung durch Wasserkraft.

Die „Batterie Südostasiens“

Laos möchte sich als „Batterie Südostasiens“ etablieren und investiert dafür seit Jahrzehnten massiv in den Bau von Wasserkraftwerken und Staudämmen. Der Energiesektor befindet sich größtenteils in der Hand des Staatsunternehmens Electricité du Laos, das entlang des Mekong und seiner Nebenflüsse mehrere Kraftwerke errichtet und betreibt sowie weitere Projekte plant.

Laut dem staatlich kontrollierten Medium Vientiane Times soll bis 2030 eine Gesamtleistung von über 21 Gigawatt erreicht werden, verteilt auf mehr als 200 Kraftwerke. Zusätzlich gewinnen auch Solar- und Windkraftanlagen an Bedeutung.

Zwei Drittel der aus Wasserkraft gewonnenen Energie exportiert das Binnenland in energiehungrige Länder, die sich bemühen, ihre Klimaziele zu erreichen – zum Beispiel Singapur. Diese Energieexporte machen mehr als ein Viertel des Wertes aller Exporte von Laos aus.

Probleme der Energiepolitik

Die Erträge könnten allerdings noch höher ausfallen. Fehlende Übertragungsinfrastruktur schränkt den Export ein. In der Regenzeit führt dies zu überschüssigem Strom, der ungenutzt bleibt, während Laos in den Trockenmonaten selbst Energie importieren muss – etwa aus Thailand.

Darüber hinaus argumentieren Kritiker, dass die Staudämme die Flüsse beeinträchtigen und Ökosysteme vernichten, zahlreiche Menschen vertreiben, deren Lebensgrundlage zerstören und sogar Leben gefährden. Der versprochene Wohlstand und die Unterstützung für umgesiedelte Gemeinden blieben aus. Umwelt und Bevölkerung würden für fragwürdige wirtschaftliche Gewinne geopfert, so eine Sprecherin der NGO International Rivers.

Die problematische Energiepolitik hat somit ökologische und gesellschaftliche Nachteile verursacht und Laos unfähig gemacht, die Stromproduktion vollumfänglich zu monetarisieren, was letztlich auch die Tilgung der Schulden beeinträchtigt hat.

Hohe Staatsverschuldung

Um den Bau der Wasserkraftwerke zu finanzieren, hat die laotische Regierung Kredite aufgenommen, insbesondere bei China. Das Nachbarland im Norden ist inzwischen der Gläubiger von mehr als der Hälfte der laotischen Staatsschulden. Trotz einiger Wachstumsphasen häufen sich die Schulden weiter an, da die Energieexporte nicht ausreichen.

Die wirtschaftliche Lage verschärfte sich seit der Covid-19-Pandemie zunehmend:

  • Die Ratingagentur Fitch Ratings stufte Laos auf die unterste Bonitätsstufe ab. Demnach besteht die Gefahr eines Staatsbankrotts.
  • Im Jahr 2022 betrug die Staatsverschuldung 131 % des BIP.
  • Die städtische Bevölkerung leidet zudem unter einer hohen Inflation, die zuletzt auf rund 40 % anstieg
  • Die Währung von Laos, der Kip, hat seit 2021 etwa 60 % seines Wertes gegenüber dem US-Dollar verloren.
  • Laos leidet unter der neuen Handelspolitik der USA, die einen Zoll von 40 Prozent auf laotische Exporte vorsieht.

Bitcoin-Mining als Ausweg

In dieser Situation erwägen die politischen Entscheidungsträger des Landes neue Wege, um die Staatsverschuldung zu reduzieren. Sie wollen das Land bis 2030 zu einer vollwertigen digitalen Wirtschaft machen und die überschüssige Energie aus Wasserkraft unter anderem mittels „Digital Asset Mining“ in wirtschaftlichen Nutzen umwandeln – ähnlich wie Bhutan und Äthiopien, die bereits staatliche Wasserkraft-Ressourcen für Mining-Aktivitäten nutzen.

Obwohl laotische Behörden vor den Risiken digitaler Vermögenswerte warnen, hat Laos laut einem Bericht der South China Morning Post (SCMP) mit der Lizenzierung lokaler Krypto-Handelsplattformen und Mining-Betriebe begonnen. Darunter befinden sich auch chinesische Mining-Unternehmen, die nach den Einschränkungen in Bezug auf Bitcoin und Mining in China günstige Energiequellen in Laos suchen und zum Teil bereits illegal nutzen.

Durch die neuen Maßnahmen hat die laotische Regierung mehr Kontrolle sowie die Möglichkeit, die Branche zu besteuern. Gleichzeitig könnte sie eigene staatliche Mining-Anlagen errichten, um Schulden abzubauen und möglicherweise eine nationale Bitcoin-Reserve aufzubauen.

Damit schließt sich Laos Ländern wie Kirgistan und Pakistan an, die sich in jüngster Vergangenheit dafür entschieden haben, ebenfalls überschüssige Ressourcen für Bitcoin-Mining bereitzustellen – wobei Pakistan allerdings vom IWF ausgebremst wurde.

Laos bevorzugt weiterhin die Finanzierung über chinesische Kredite und ist somit nicht vom IWF abhängig. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob und wann lizenzierte und staatliche Mining-Anlagen in Laos den Betrieb aufnehmen und ob Bitcoin-Mining tatsächlich zur Tilgung der Schulden des autoritären Einparteienstaates beitragen kann. Sollte sich Bitcoin im Energiesektor etablieren, könnte auch die Bevölkerung zunehmend auf dessen monetäre Eigenschaften aufmerksam werden – mit möglichen Auswirkungen jenseits staatlicher Kontrolle.

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