Saisonal betrachtet ist der September der schwierigste Monat für Bitcoin. Nach der Durchschnittsperformance gerechnet ist er neben dem Juni (-0,35%) mit einem Minus von 4,9% der einzige Monat mit durchschnittlichen Verlusten seit dem Jahr 2013 (dem Jahr, seitdem auswertbare Handelsdaten in relevanten Mengen für Bitcoin existieren). Im etwas aussagekräftigeren Median gerechnet, performed der August mit einem Minus von 8% noch schlechter (September: -5,88%), doch während der August einige deutliche Ausreißer nach oben aufweist, zeigt sich der September verlässlich als schwacher Monat für die Performance.
Das vierte Quartal eines jeden Jahres präsentiert sich saisonal betrachtet ebenfalls mit einer beeindruckenden Verlässlichkeit. Außer in einem zweiten Jahr nach einem stattgefundenen Halving-Jahr (dem Zeitpunkt innerhalb der bisher stattgefundenen Bitcoin-Preiszyklen, in denen sich ein Bärenmarkt ausgespielt hat), hat der Oktober stets die nächste Phase eines Aufwärtstrends für Bitcoin eingeleitet und im vierten Quartal haben sich die bisher deutlichsten Kursgewinne abgespielt.
Rein mit Blick auf die Saisonalität passt die derzeitige Kursperformance also genau ins Bild eines übergeordneten Bitcoin-Zyklus. Die traditionell schwache Sommerphase mit einem entsprechenden Finale in den Monaten August bis September spielt sich bisher aus. Sollte die Saisonalität sich weiterhin ähnlich zu vergangenen Preiszyklen verhalten, dann spricht viel für eine Trendumkehr und die Rückkehr in bullisches Territorium spätestens zum Start des vierten Quartals im Oktober.
Das vierte Quartal könnte jetzt viele auf dem falschen Fuß erwischen
Die fundamentalen Aspekte sprechen stark dafür. Während die Sorgen vor einer Rezession an den Märkten zwar wieder größer werden und schwächere Wirtschaftsdaten nun etwas mehr in diese Richtung zeigen, darf der Umstand nicht außer Acht gelassen werden, dass wir uns ab dem 18. September voraussichtlich in die nächste geldpolitische Lockerungsphase der Federal Reserve bewegen, während die US-Wirtschaft weiterhin Wachstum zeigt und die Inflation deutlich über 2% liegt. Was wird die Fed erst tun, wenn wirklich eine Rezession ausbricht? Zudem wird dies (zumindest Stand heute) keine Notfall-Zinssenkung im Krisenmodus, wie es in vergangenen Zinssenkungsphasen meistens der Fall war, sondern ein kontrollierter Übergang. Märkte mögen Sicherheit, keine Unsicherheit.
Gleichzeitig bleibt die Fiskal-Politik der US-Regierung weiterhin locker. Diese Kombination aus lockerer Fiskal- und Geldpolitik verbessert die Liquiditätsbedingungen an den Märkten und liefert weiteren Spielraum für den Bullrun bei Aktien und bei Krypto-Assets, auch wenn die derzeitige Korrekturphase etwas anderes signalisieren mag. Die Rezessions-Frage wird 2025 ohne Zweifel weiterhin im Fokus stehen und hier dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Doch zumindest für das vierte Quartal 2024 könnte der Markt auf dem falschen Fuß erwischt werden und die Rally des Gesamtmarktes seit Ende 2023 sich überraschend wiederbeleben.
Blick auf den Bitcoin-Chart
Seit dem Erreichen des neuen Allzeithochs im März befindet sich Bitcoin nun schon seit über 6 Monaten in einer Konsolidierungsbewegung, in der tiefere Hochs und tiefere Tiefs gezeichnet werden. Die Marke von 60.000 Dollar hat sich dabei lange als charttechnischer Support behauptet, doch zuletzt ist der Kurs deutlich darunter geknickt. Die Zone zwischen 57.000 und 60.000 Dollar, die im letzten Bullenmarkt als Widerstand um das Doppel-Top herum funktioniert hat. Hat sich in den letzten 6 Monaten als wichtige neue Unterstützungszone etabliert.
Mit dem Übergang in den September ist der Bitcoin-Kurs erneut darunter gerutscht und muss um einen Erhalt des langfristigen Momentums für diesen Bullrun kämpfen. Als zentrale charttechnische Unterstützungen rücken nun der 50-Wochen-Trend bei einem Niveau von 53.000 Dollar, sowie das Level um die Marke von 48.000 Dollar in den Fokus. Dieses Level stellt zum einen den aktuellen Punkt des Aufwärtstrends dar, der seit der Formung des Bärenmarkt-Bodens aus November 2022 besteht. Zum anderen kennzeichnet er das zentrale Ausbruchslevel aus Februar 2024, bei dem der Widerstand aus März 2022 durchbrochen und der erste Angriff auf neue Allzeithochs in diesem Bullen-Zyklus gestartet werden konnte.
Sollte der September noch einmal für deutliche Kursschwäche sorgen, dann wäre dies aus meiner Sicht das entscheidende charttechnische Level, welches behauptet werden muss, um ein Fortlaufen dieses Bullruns zu bestätigen. Sollte der Kurs auf Wochensicht unter diese Level sinken, dann muss einiges fundamental hinterfragt werden. Saisonal, sowie zyklisch betrachtet, macht die Konsolidierung seit April Sinn. Es entspricht der üblichen Schwächephase im Sommer, sowie der bisher immer aufgetretenen mehrmonatigen Kursschwäche nach dem Erreichen eines Halvings, da ein Rebalancing im Bitcoin-Mining-Sektor zu vermehrtem Verkaufsdruck führt. Charttechnisch sieht die langfristige Bewegung nach einer Bullflag aus und spricht für einen Ausbruch nach oben. Vom Zeitraum her spricht vieles für einen Ausbruch aus der Range im Oktober, sowohl saisonal als auch was die Fundamentals angeht. Der September dürfte damit einige entscheidende Hinweise für die weitere Richtung dieses Bitcoin-Preiszyklus liefern.